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Darstellen für und gegen die Kamera: Zu Stephen Winters „Jason and Shirley“, 2015
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Dieser Vortrag behandelt Jason and Shirley von Stephen Winters, eine filmische Fabel über die Dreharbeiten zu Shirley Clarkes Portrait of Jason (1967). Für seine absichtsvoll unzuverlässige Erzählung über historisch verbürgte Ereignisse ist der Film gleichermaßen gelobt und kritisiert worden. Während die historische Rekonstruktion eine zulässige Weise der Wiedergewinnung der Vergangenheit darstellt, wird dieser Vortrag die These vertreten, dass die Fabulation eine ebenso zulässige Variante darstellt, zumal aus der Sicht derer, die dem Machtgefüge der dokumentarischen Aufzeichnung und Wiedergabe ausgesetzt sind. In dem Vortrag gehe ich von den Arbeiten des Filmtheoretikers Marc Siegel und der schwarzen feministischen Theoretikerin Hortense Spillers aus, um die Frage nach der „Normativität“ oder „Gegennormativität“ von Winters historischer Rekonstruktion zu stellen. Queer theory, so wird bisweilen gesagt, ist immer schon anti-normativ eingestellt. Sie glorifiziert rückhaltlos ihre eigene Transgressivität und ihre Regelverletzungen. Vertreter dieser Position sprechen sich mitunter für ein Sowohl-als-auch-Model der Anerkennung von Geltungsansprüchen aus, bei dem normative und anti-normative Haltungen gleichermaßen ernst genommen werden sollen. Mit seiner freihändigen Improvisation über verbürgte historische Tatsachen scheint Jason and Shirley von uns allerdings eine andere Haltung zu verlangen, eine Haltung des Weder/Noch. Dieser Haltung zufolge kann der Ethos der Wiederherstellung und der Rekonstruktion des Vergangenen ebenso wenig einen Geltungsanspruch einfordern wie die Glorifizierung der Transgression um ihrer selbst willen.
Tavia Nyong’o ist Kritiker und Associate Professor im Department of Performance Studies der New York University. Sein erstes Buch, The Amalgamation Waltz: Race, Performance, and the Ruses of Memory (Minnesota, 2009), wurde mit dem Errol Hill Award für das beste Buch im Bereich African American theatre and performance studies ausgezeichnet. Er arbeitet derzeit an einer Studie über Fabulation in der schwarzen Ästhetik. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Social Text und der Buchreihe Sexual Cultures der New York University Press. Er veröffentlicht regelmässig Blog-Einträge auf Bully Bloggers.
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Dieser Vortrag behandelt Jason and Shirley von Stephen Winters, eine filmische Fabel über die Dreharbeiten zu Shirley Clarkes Portrait of Jason (1967). Für seine absichtsvoll unzuverlässige Erzählung über historisch verbürgte Ereignisse ist der Film gleichermaßen gelobt und kritisiert worden. Während die historische Rekonstruktion eine zulässige Weise der Wiedergewinnung der Vergangenheit darstellt, wird dieser Vortrag die These vertreten, dass die Fabulation eine ebenso zulässige Variante darstellt, zumal aus der Sicht derer, die dem Machtgefüge der dokumentarischen Aufzeichnung und Wiedergabe ausgesetzt sind. In dem Vortrag gehe ich von den Arbeiten des Filmtheoretikers Marc Siegel und der schwarzen feministischen Theoretikerin Hortense Spillers aus, um die Frage nach der „Normativität“ oder „Gegennormativität“ von Winters historischer Rekonstruktion zu stellen. Queer theory, so wird bisweilen gesagt, ist immer schon anti-normativ eingestellt. Sie glorifiziert rückhaltlos ihre eigene Transgressivität und ihre Regelverletzungen. Vertreter dieser Position sprechen sich mitunter für ein Sowohl-als-auch-Model der Anerkennung von Geltungsansprüchen aus, bei dem normative und anti-normative Haltungen gleichermaßen ernst genommen werden sollen. Mit seiner freihändigen Improvisation über verbürgte historische Tatsachen scheint Jason and Shirley von uns allerdings eine andere Haltung zu verlangen, eine Haltung des Weder/Noch. Dieser Haltung zufolge kann der Ethos der Wiederherstellung und der Rekonstruktion des Vergangenen ebenso wenig einen Geltungsanspruch einfordern wie die Glorifizierung der Transgression um ihrer selbst willen.
Tavia Nyong’o ist Kritiker und Associate Professor im Department of Performance Studies der New York University. Sein erstes Buch, The Amalgamation Waltz: Race, Performance, and the Ruses of Memory (Minnesota, 2009), wurde mit dem Errol Hill Award für das beste Buch im Bereich African American theatre and performance studies ausgezeichnet. Er arbeitet derzeit an einer Studie über Fabulation in der schwarzen Ästhetik. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Social Text und der Buchreihe Sexual Cultures der New York University Press. Er veröffentlicht regelmässig Blog-Einträge auf Bully Bloggers.
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