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Maria José Ferrada – Der Plakatwächter

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Es ist ein Arbeitsangebot, das zu gut ist, um wahr zu sein: Ramón soll auf ein riesiges Plakat und die dazugehörigen Scheinwerfer aufpassen. Mehr nicht. Eines Abends klettert Ramón auf das Plakatgerüst am Straßenrand und beschließt, von nun an oben zu bleiben. María José Ferradas Roman „Der Plakatwächter“ sucht das Absurde im Alltäglichen – und spitzt es zu. Ramón wird dabei immer mehr zum Säulenheiligen. Schon als Kind bevorzugte er die Stille, um sich in Ruhe einen Eindruck von der Welt zu verschaffen. Die Arbeit als Plakatwächter kommt ihm da gerade recht: Beziehungen zwischen dem, was oben, und dem, was unten passiert – von ihrer Existenz war Ramón überzeugt. Er hatte sechsunddreißig Jahre gebraucht, um den passenden Beobachtungsposten zu finden, an dem er seine mit neun Jahren unterbrochene Suche nach der Stille fortsetzen konnte. Einen Beobachtungsposten und zugleich eine Arbeit, die ihn keine Zeit kostete, ihm aber trotzdem ermöglichte, sich einen guten Mantel zu kaufen, und seinen täglichen Teller Reis sicherte. Und sein Bier. (Maria José Ferrada – Der Plakatwächter, S.22)

Ein Familienleben als Stummfilm

Erzählt wird der Roman von Ramóns elfjährigen Neffen Miguel. Aus seiner Sicht erscheinen Ramóns Entscheidungen verständlich. Schließlich ähnelt auch der Erwachsene einem staunenden Kind, das die Welt besser verstehen will. Aber auch so haben beide eine besondere Beziehung: Nachdem Miguels Vater die Familie verlassen hat, sorgt die Mutter für ihn. Sein Onkel Ramón und seine Tante Paulina wohnen im gleichen Haus und füllen diese Leerstelle, auch wenn Ramón eher ein wunderlicher Freund ist und weniger eine Vaterfigur. Sein Familienleben spielt sich in Miguels Vorstellung als absurder Stummfilm ab: Eine Stimme aus dem Off sagt: Das werde ich deinem Vater heimzahlen. (Bis auf das Geschepper der Teller und die Musik läuft der Rest als Stummfilm ab.) 1. Meine Mutter nimmt einen Teller und schmeißt ihn an die Wand. 2. Ich verlasse die Wohnung und klingele nebenan. 3. Paulina, die dort wohnt, öffnet die Tür und macht eine Handbewegung, die besagt: deine Mutter ist verrückt. 4. Paulina schließt die Tür und stellt laute Musik an, um den Lärm der zu Bruch gehenden Teller zu überdecken. 5. Ich tue so, als würde ich von dem Geschepper nichts mitbekommen. Paulina tut so, als wäre alles in bester Ordnung, und irgendwann höre ich den Lärm tatsächlich nicht mehr, bis meine Mutter erscheint und sagt: Komm, Miguel, Zeit zu essen. (Maria José Ferrada – Der Plakatwächter, S.22)

Ausgerechnet ein Plakat von Coca-Cola

Mal erinnert der Roman an einen Stummfilm von Charlie Chaplin, mal an ein Theaterstück von Samuel Beckett. Er greift auch einige von Becketts Themen auf, etwa die Erfahrung von existenziellem Verlust und Einsamkeit. Zudem sind die Figuren, bei aller Komik im Roman, tragische Figuren: Ramón hat in der Plastikfabrik, in der er zuvor gearbeitet hat, einen schlimmen Arbeitsunfall mitansehen müssen. Außerdem trinkt er seit seiner Jugend, um sich vom Lärm der Welt abzuschirmen. Auch wenn Ramón für seine Arbeit bezahlt wird, stellt sein Entschluss, auf dem Plakatgerüst zu wohnen, die bestehende Ordnung der Dinge in Frage. Kapitalismuskritik schwingt im Roman schon deshalb mit, weil Ramón ausgerechnet ein Plakat bewacht, das für den Getränke-Riesen Coca-Cola wirbt.

Sprühende Komik und philosophische Tiefe

Die Arbeit der Siedlungsbewohner erscheint in ihrer monotonen Art nicht weniger merkwürdig als Ramóns Aufgabe, auf ein Plakat aufzupassen. „Der Plakatwächter“ stellt so die Absurdität unserer Arbeitswelt und der Welt insgesamt heraus: Der Roman beeindruckt vor allem mit seiner Komik und philosophischen Tiefe. Mit funkensprühender Fantasie wirft María José Ferrada die Frage auf, ob es möglich ist, einen neuen Blick auf das eigene Leben zu gewinnen und vorgegebene Bahnen zu verlassen. Denn mitunter reicht ein schlichter Perspektivwechsel, um das Absurde im Alltäglichen zu finden.
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Es ist ein Arbeitsangebot, das zu gut ist, um wahr zu sein: Ramón soll auf ein riesiges Plakat und die dazugehörigen Scheinwerfer aufpassen. Mehr nicht. Eines Abends klettert Ramón auf das Plakatgerüst am Straßenrand und beschließt, von nun an oben zu bleiben. María José Ferradas Roman „Der Plakatwächter“ sucht das Absurde im Alltäglichen – und spitzt es zu. Ramón wird dabei immer mehr zum Säulenheiligen. Schon als Kind bevorzugte er die Stille, um sich in Ruhe einen Eindruck von der Welt zu verschaffen. Die Arbeit als Plakatwächter kommt ihm da gerade recht: Beziehungen zwischen dem, was oben, und dem, was unten passiert – von ihrer Existenz war Ramón überzeugt. Er hatte sechsunddreißig Jahre gebraucht, um den passenden Beobachtungsposten zu finden, an dem er seine mit neun Jahren unterbrochene Suche nach der Stille fortsetzen konnte. Einen Beobachtungsposten und zugleich eine Arbeit, die ihn keine Zeit kostete, ihm aber trotzdem ermöglichte, sich einen guten Mantel zu kaufen, und seinen täglichen Teller Reis sicherte. Und sein Bier. (Maria José Ferrada – Der Plakatwächter, S.22)

Ein Familienleben als Stummfilm

Erzählt wird der Roman von Ramóns elfjährigen Neffen Miguel. Aus seiner Sicht erscheinen Ramóns Entscheidungen verständlich. Schließlich ähnelt auch der Erwachsene einem staunenden Kind, das die Welt besser verstehen will. Aber auch so haben beide eine besondere Beziehung: Nachdem Miguels Vater die Familie verlassen hat, sorgt die Mutter für ihn. Sein Onkel Ramón und seine Tante Paulina wohnen im gleichen Haus und füllen diese Leerstelle, auch wenn Ramón eher ein wunderlicher Freund ist und weniger eine Vaterfigur. Sein Familienleben spielt sich in Miguels Vorstellung als absurder Stummfilm ab: Eine Stimme aus dem Off sagt: Das werde ich deinem Vater heimzahlen. (Bis auf das Geschepper der Teller und die Musik läuft der Rest als Stummfilm ab.) 1. Meine Mutter nimmt einen Teller und schmeißt ihn an die Wand. 2. Ich verlasse die Wohnung und klingele nebenan. 3. Paulina, die dort wohnt, öffnet die Tür und macht eine Handbewegung, die besagt: deine Mutter ist verrückt. 4. Paulina schließt die Tür und stellt laute Musik an, um den Lärm der zu Bruch gehenden Teller zu überdecken. 5. Ich tue so, als würde ich von dem Geschepper nichts mitbekommen. Paulina tut so, als wäre alles in bester Ordnung, und irgendwann höre ich den Lärm tatsächlich nicht mehr, bis meine Mutter erscheint und sagt: Komm, Miguel, Zeit zu essen. (Maria José Ferrada – Der Plakatwächter, S.22)

Ausgerechnet ein Plakat von Coca-Cola

Mal erinnert der Roman an einen Stummfilm von Charlie Chaplin, mal an ein Theaterstück von Samuel Beckett. Er greift auch einige von Becketts Themen auf, etwa die Erfahrung von existenziellem Verlust und Einsamkeit. Zudem sind die Figuren, bei aller Komik im Roman, tragische Figuren: Ramón hat in der Plastikfabrik, in der er zuvor gearbeitet hat, einen schlimmen Arbeitsunfall mitansehen müssen. Außerdem trinkt er seit seiner Jugend, um sich vom Lärm der Welt abzuschirmen. Auch wenn Ramón für seine Arbeit bezahlt wird, stellt sein Entschluss, auf dem Plakatgerüst zu wohnen, die bestehende Ordnung der Dinge in Frage. Kapitalismuskritik schwingt im Roman schon deshalb mit, weil Ramón ausgerechnet ein Plakat bewacht, das für den Getränke-Riesen Coca-Cola wirbt.

Sprühende Komik und philosophische Tiefe

Die Arbeit der Siedlungsbewohner erscheint in ihrer monotonen Art nicht weniger merkwürdig als Ramóns Aufgabe, auf ein Plakat aufzupassen. „Der Plakatwächter“ stellt so die Absurdität unserer Arbeitswelt und der Welt insgesamt heraus: Der Roman beeindruckt vor allem mit seiner Komik und philosophischen Tiefe. Mit funkensprühender Fantasie wirft María José Ferrada die Frage auf, ob es möglich ist, einen neuen Blick auf das eigene Leben zu gewinnen und vorgegebene Bahnen zu verlassen. Denn mitunter reicht ein schlichter Perspektivwechsel, um das Absurde im Alltäglichen zu finden.
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