Eine angemessene Haltung

ERF Plus - Wort zum Tag

Der Bibeltext für den heutigen Tag steht im Neuen Testament im 1. Brief an die Korinther, Kapitel 1 die Verse 27–29 und lautet:

Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache: und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist: und was gering ist vor der Welt und was verachtet ist, das hat Gott erwählt, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, auf dass sich kein Mensch vor Gott rühme.

Diese Verse sind für Christen geschrieben und sollen ihnen deutlich machen, was vor Gott wirklich zählt. Wir leben in einer Zeit, in der Eigenwerbung und Selbstdarstellung hoch im Kurs stehen. Davon sind auch Christen geprägt. Aber Paulus mahnt, die Dinge realistisch zu sehen. Seht euch doch die Gemeinden an! Wer gehört zu euch? Das sind meistens nicht die Mächtigen, die Reichen, die Edlen, sondern eher die Elenden, die Abgeschriebenen, die durch die Bank Erledigten. Töricht, schwach und gering – so das Urteil von Paulus. Mit solchen Leuten war schon damals kein Blumentopf zu gewinnen. Aber warum erwählt Gott gerade solche Leute? Paulus sagt: „Damit sich kein Mensch vor Gott rühme!“

Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen: „Wenn ich auf mich und meine Vergangenheit sehe, dann kann ich nicht begreifen, warum Gott mich zu seinem Kind gemacht hat. Der Grund liegt nicht in mir, sondern allein in Gottes Erbarmen und Liebe.

Nun könnte man fragen: Was hat Paulus gegen Klugheit und menschliche Weisheit? Es sind doch Gaben Gottes, die den Menschen als Krone der Schöpfung erscheinen lassen. Das sieht Paulus auch. Aber er weiß um die tatsächliche Situation des Menschen vor Gott. Der Mensch ist von Geburt an Sünder. Darin sind alle Menschen gleich, ob klug oder weniger begabt, ob arm oder reich, ob schwach oder stark. Vor Gott kann der Mensch nicht bestehen, egal was er vorzuweisen hat. Den Klugen, den Starken und den Reichen fällt es besonders schwer, dies zu erkennen.Das, worauf sie so stolz sind, wird ihnen zum Hindernis, zu Gott zu kommen. Dass Gott seinen Sohn auch für sie sterben lässt, können sie nur schwer verstehen. Die Weisen halten diese Botschaft für Torheit. Aber sieht man es mit den Augen der Liebe, die Gott zu uns Menschen hat, dann ist es ein unendlicher Grund zum Danken.

Und dann berichtet die Bibel von den anderen, den einfachen, den armen und hilflosen Leuten. Ich denke an die Hirten in Bethlehem, an den Gelähmten, der 38 Jahre am Teich Bethesda liegt und keiner trägt ihn zu der Heilquelle. Man könnte auch die Aussätzigen nennen, die verachteten Zöllner, die Huren und Verbrecher. Jesus geht zu ihnen, kümmert sich um sie und sie werden Kinder Gottes genannt. In den Augen der Welt gelten sie nichts. Sie können nicht auf ihre eigene Kraft vertrauen. Sie haben nichts zu bringen, aber sie vertrauen der Kraft Gottes und nehmen die Erlösung durch Jesus dankbar an.

Ich möchte aufhören, mit meinem eigenen religiösen Imponiergehabe undzu Jesus beten und ihm sagen: „Herr, ich komme zu dir und bringe dir mein Leben mit aller Kraftlosigkeit, mit allem Versagen. Ich will dir vertrauen. Lass mich ein Mensch sein, durch den deine Kraft zu den Menschen kommt.“ Hedwig von Redern sagt es in einem ihrer Lieder so: „Hier hast du meine beiden Hände, ich kann ja nichts aus eigener Kraft ...“ Das ist die richtige Haltung vor Gott.

Autor: Pfarrer Reinhard Holmer

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