Dominik Bloh und das Leben auf der Straße
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Es gab eine Zeit, da habe er sich gefühlt wie Dreck. Weil er für andere unsichtbar war. „Und plötzlich hören mir Menschen zu. Ich darf eine Stimme sein. Das ist unglaublich zu sehen.“ Mit diesen Worten startet Dominik Bloh in die neue Folge von GANZSCHÖNLAUT. Denn immer, wenn er auf Lesereisen seine Vergangenheit mit einem Publikum teilt, werde ihm diese Sprechfähigkeit, diese Sichtbarkeit aufs Neue bewusst.
In seinem Buch „Unter Palmen aus Stahl“ erzählt Dominik Bloh von seiner Zeit als Teenager auf den Straßen Hamburgs. Über den Umgang mit wohnungslosen Menschen. Elf Jahre lang versuchte er in dieser Situation, tagtäglich ein bisschen Normalität aufrechtzuerhalten. Heute ist er Autor, Gründer und Botschafter von GoBanyo: „der Duschbus für Menschen, die auf der Straße überleben müssen.“
Dominik Bloh hat überlebt. Mit GoBanyo will er etwas zurückgeben und etwas am System ändern. Denn: Obwohl im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP erklärt wird, Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 überwinden zu wollen, habe sich bislang an der Situation nichts geändert: „Wir gehen nach wie vor nicht an die Ursachen. Wir verwalten Armut, wir verwalten Menschen ohne Obdach.“ Und parallel zu dieser Bestandsaufnahme steigt die Zahl betroffener Menschen weiter an.
Der Nationale Aktionsplan Wohnungslosigkeit und Wohnungslosenberichterstattung entwickelt deshalb eine Strategie, Wohnungslosigkeit zu beenden. Seit 2023 berät Dominik Bloh die Bundesregierung dabei. Und er benennt die entscheidende Lösung klar: „Im Endeffekt gibt es nur eine Antwort, und die heißt Housing First.“
Über das Konzept Housing First und empirische Erkenntnisse dieses Ansatzes geht es im Gespräch mit Host Stephan Anpalagan. Außerdem verrät Dominik Bloh, warum er nicht an Utopien glaubt, aber trotzdem ein grundoptimistischer Mensch ist. Was ihm Hoffnung für die Zukunft gibt: Dass zunehmend andere Geschichten erzählt werden, „die ganz einfach nur sagen: Ein Mensch braucht andere Menschen.“
TRANSPARENZ
Dominik Bloh und die Initiative GoBanyo haben wir bereits im Veto Magazin porträtiert. Im Gespräch verweist Dominik Bloh auf einen Festakt, bei dem ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. Außerdem geht es um den ehemaligen Fußball-Profi Bobby Dekeyser und dessen Stiftung sowie das Sonnenschein Café in Hamburg, das für ihn ein Vorbild-Projekt in Sachen neue Narrative, neues Zusammenleben ist.
Die Folge mit Dominik Bloh wurde am 6. Februar 2024 aufgezeichnet.
URHEBERRECHT
Im Intro des Podcasts zitieren wir:
Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26
Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05
Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45
DANKSAGUNG
Redaktion: Melanie Skurt, Philine Schlick; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Arian Dominiak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann
FINANZIERUNG
Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung und der GLS Treuhand.
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